Lebe lieber länger froh

Sie denken sie leben

Wir werden in ein System hineingeboren, das uns mit Konsum ruhigstellt. Wir haben den Glauben an Revolution verloren. Wir sind gelangweilt, übersättigt, betäubt, aber vor allem sind wir jung. Was tun in einer Welt, in der es keine Herausforderungen und Abenteuer mehr gibt? Die Protagonisten dieses Stückes ersticken die Antwort auf diese Frage in Alkohol, Drogen, Exzessen und sogar in einem Mord. So betäuben sie sich oder ist es nur ein verzweifelter Versuch überhaupt etwas zu fühlen? Dieses Stück thematisiert den Aufschrei im Inneren, der zu schwach ist, um gehört zu werden und zu stark, um ihm zu entkommen.

Dies ist der Flyertext zum Theaterstück "Sie denken sie leben" vom HdO-Jugendtheater, in welchem ich mitwirken durfte.
Es wurde von Christopher Micksch und Martin Bauch frei nach Ferdinand Bruckners "Krankheit der Jugend" und "Früchte des Nichts" verfasst und von Regina Kneib (mit Hilfe von Anne Müller & Laura Schleusener, welche, wie auch Michksch, im Stück mitspielten) umgesetzt. Musikalische Unterstützung gab es von Sven Wulf.
Die Proben zum Stück erfolgten mindestens einmal wöchentlich im besagten Haus der Offiziere (HdO) und waren alles andere als langweilig und fad. Im Gegenteil: Situationskomik lässt grüßen ;)
("Und die Freiheit hat braune Haare und dicke Titten." / "Schnapp' sie dir Tiger!" ;D )
Alles andere wäre bei Theaterproben mit tollen Menschen auch undenkbar. =)
Natürlich gab es auch anstrengende Momente, welche sich allerding mehr als gelohnt haben: Am 22.3.2012 feierten wir, nachdem wir monatelang Zeit und Mühe investiert hatten und sogar noch bei der Generalprobe Verbesserungen vornahmen, Premiere. Natürlich gab es aufgrund der Aufregung einige kleinere Fehler, welche allerdings dem Publikum nicht auffielen.
Durch positives Feedback gestärkt ("Es war episch!" Zitat: anonym^^), traten wir am 23.3.2012 gleich nochmals auf, wodurch wir die Premierenfeier nicht ganz so intensiv genießen konnten (was wir allerdigns nach der Freitagvorstellung nachholten ;) ). Diese Vorstellung verlief, nach eigener Ansicht, am besten, da wir alle noch ein wenig aufgeregt waren, allerdings nicht mehr ganz so viel Angst vor Fehlern hatten.
An dieser Stelle möchte ich gern einen Artikel einfügen, welcher in der MAZ erschien:
http://www.maerkischeallgemeine.de/cms/beitrag/12297655/61009/HdO-Jugendtheater-inszeniert-Bruckner-neu-Vergeude-dein-Leben.html
Die dritte, und somit bisher letzte Vorstellung, war ebenfalls gut gefüllt. Sie fand am 28.3.2012 statt und war für uns die routinierteste und lockerste, einfach weil wir wussten, dass wir nichts mehr zu verlieren haben. ;D
Alles in allem bin ich froh und stolz, dass ich die Gelegenheit hatte mit einer solch tollen Truppe ein so geniales Stück auf die Beine stellen zu können und dürfen.

Zum Abschluss möchte ich nun die Schlussworte des Stückes niederschrieben, welche zu einem Video von Frontalaufnahmen aller Figuren gesprochen werden:
Es endet, wenn euer Aufschrei verstummt.
Es ende, wo ihr nie hin wolltet.

Und wir sind bei euch, im Reihenhaus, ihr Ärzte und Pharmavertreter;
Wir sind bei euch im Irrenhaus, ihr jungen Wilden;
Wir sind bei euch im Wachkoma, ihr gescheiterten Selbstmörder;
Wir sind bei euch, da wor ihr denkt, ihr lebt.

Ihr seid müde geworden
Und sitzt heute an den Küchentischen eurer Eltern und liegt in ihren Betten.
Ihr seid blind geworden und lest ihre Zeitungen.
Ihr seid gefasst worden und zahm und steht hinter ihren Gittern.
Ihr seid gescheitert und und seht das Leben aus eurem Koma nur noch vorüberziehen.

Es endet, wo ihr nie hin wolltet.
Da, wo eure Kinder rebellieren,
Gegen euren Alltag und eure Regeln,
Wo sie die Ordnung verfluchen und den Trott.
Es endet, wo ihr den Kopf schüttelt,
Bis sie müde werden oder ihr.
Und wenn ihr Aufschrei verstummt,
Enden sie, wo sie nie hin wollten,
Aber sie denken sie leben.

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